Streuobstwiesen sind naturnahe Landwirtschaft. Mit dem Pflanzen von Obst-Hochstämmen auf Weiden, Mähwiesen oder Äckern können wir Flächen auf mehreren Etagen nutzen. Zu dem direkten Ertrag der Bäume kommen weitere Vorteile für den Boden und die Unternutzung: Die Bäume vermindern Erosion und begünstigen das Mikroklima. Sie verbessern den Wasserhaushalt und spenden Weidetieren Schatten. Dieses Prinzip ist heute als Agroforstwirtschaft bekannt. Auf Streuobstwiesen wurden und werden viele krankheits- und schädlingsresistente Sorten genutzt - so kann auf Pestizide verzichtet werden. Diese große genetische Vielfalt ist für die Zukunft des Obstbaus im Klimawandel extrem wichtig!
Streuobstwiesen bieten aber auch zahlreiche weitere Vorteile für Natur und Gesellschaft: Sie sind wahre „Hotspots“ der Artenvielfalt. Schätzungsweise 5.000 Arten kommen in alten Streuobstbeständen vor, von denen einige auf der Roten Liste stehen. Sie sind Naherholungsgebiet, Kohlenstoffsenke und natürlich Quelle regionaler und umweltverträglicher Obst-, Saft- und Alkoholproduktion.
Mit der zunehmenden Spezialisierung und Industrialisierung des Obstanbaus in Niederstamm-Plantagen ging der Streuobst-Anbau zurück. Im Plantagen-Anbau ist es durch höheren Maschineneinsatz, hohen Dünger- und Pestizid-Einsatz möglich, niedrigere Preise zu erwirtschaften. Immer mehr Streuobst-Bäuer:innen mussten aufgeben. Diese Entwicklung wurde politisch forciert durch die Einführung einer DIN-Norm für Tafelobst und der Rodungsprämie für Hochstämme. So hat sich die Fläche innerhalb von Zentraleuropa mehr als halbiert. In Deutschland ging der Streuobstbau von 1,5 Millionen Hektar im Jahr 1950 auf heute geschätzte 250.00 -300.00 Hektar zurück (LfL 2022). Jetzt gilt es dem gegenzusteuern!
Vor allem in Baden-Wüttemberg und Bayern betreiben Landwirt:innen Streuobstwiesen weiterhin als extensiven Erwerbsobstbau. Dazu nutzen sie neue Formen der Direktvermarktung, Bio-Zertifizierung, Aufpreisvermarktung und moderne Lese- und Erntemaschinen. Ihre Situation ist in Konkurrenz zum Plantagen-Anbau, schlechten Förderbedingungen und mit zunehmenden Klimaveränderungen weiterhin angespannt. Einen Großteil der Streuobstwiesen betreuen heute aber Streuobstinitiativen, Privatpersonen oder leider niemand. Das Wissen über die richtige Anlage und Pflege von Hochstamm-Obstbäumen ist massiv zurückgegangen.
Streuobstwiesen brauchen Nutzer:innen! Obstbäume müssen in regelmäßigen Abständen geschnitten werden, als Jungbaum sogar jährlich über einen Zeitraum von 15 Jahren. Staatliche Förderprogramme finanzieren häufig aber nur die Pflanzung und Anwuchspflege der Obstbäume. Bei so unattraktiven Förderbedingungen geben immer mehr Landwirt:innen und Vereine die Nutzung auf und legen keine neuen Bestände mehr an.
Einzelne Bundesländer gehen bereits mit vielversprechenden Streuobst-Förderpogrammen voran. Wir von BaumLand tragen die innovativen und wichtigen Bausteine neuer und bestehender Förderprogramme zusammen und bringen Sie in weitere Bundesländer. Hier geht es zu unseren Forderungen!
Damit verwahrloste Obstbäume der Vergangenheit angehören!